Bibliotheksgeflüster

Weggefährten erzählen ihre Bibliothekserinnerungen.
Inspiriert hat uns dazu das Projekt Stubengeschichten von LAND-LAB und dem Kulturlandbüro.

Hier werfen wir einen Blick in die 1960er Jahre und hören von einer unglaublichen Begebenheit.

Ergänzend dazu schrieb uns Harald Tresp:
Meine Eltern wohnten gemeinsam mit mir zumindest ab dem Jahre 1951 – meinem Geburtsjahr – in der Wolgaster Chausseestrasse 22a – später umgewandelt in 10. Das Nachbargebäude war das „Haus der Einheit“, welches sowohl im Erdgeschoss eine Gaststätte mit anschließenden Tanzsaal beherbergte und im oberen Bereich kleinere Veranstaltungsräume auswies (für Schach usw.).
Einen größeren Rahmen nahm die seinerzeitige Leihbibliothek ein, die nach meiner Erinnerung aus zwei Räumen bestand. Die Kinderliteratur befand sich im hinteren Raum.
Da ich buchstäblich in Hausschuhen die Räume betreten konnte, war es für mich ein Leichtes, mehr als viele andere Kinder oder Jugendliche, der Bibliothek einen Besuch abzustatten. Ich will damit sagen, das ich bei manchen Leihen zweimal die Räumlichkeiten aufsuchte, weil die erste Charge innerhalb weniger Stunden ausgelesen war und somit die verbleibende Öffnungszeit für eine zweite Ausleihe genutzt werden konnte. Manchmal verrieten mir die damaligen Angestellten, wann neue Bücher angeliefert werden würden. Diese wurden dann unter den Lieblingslesern der Bibliothek bevorzugt angeboten.
Harald Tresp, Autor

Die Stadt- und Kreisbibliothek vereint alle Aufgabenfelder in einem Gebäude – in der damaligen Zeit eine große Errungenschaft.
Bibliothekspädagogische und lesefördernde Veranstaltungen bilden seit Jahrzehnten ein wesentliches Kernstück unserer bibliothekarischen Arbeit und viele Konzepte wirkten über unser lokales Umfeld hinaus. Unsere Veranstaltungsreihe „Teddybärenfrühstück“, beispielsweise, ist 2015 in Best-Practice Rubrik der Stiftung Lesen/Lesestart aufgenommen worden.
Die Wende-Zeit eröffnet andere Möglichkeiten und bringt weitreichende Umbrüche.

Frau Ute Just schrieb uns dazu:
Seit fast 50 Jahren freue ich mich jeden Tag, dass es die Stadtbibliothek gibt. Als ich 1976 als Studentin nach Wolgast kam, führte einer meiner ersten Gänge zur Bibliothek in dem Backsteingebäude nahe der Eisengießerei.
Ich fand dort tolle Bücher, nette Beratung und ganz viel Engagement der Mitarbeiter. Es gab damals schon die Fernleihe und man konnte Fachliteratur bestellen.
Dann kam der Neubau nach der Wende, eine tolle Leistung für Wolgast! Es konnten jetzt nicht nur ein breiteres Spektrum an Medien, sondern auch Veranstaltungen wie Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Multi-Videoshows und liebevoll vorbereitete Feiern aller Art angeboten werden.
Und das in einer niveauvollen Atmosphäre.
Hiermit möchte ich mich bei allen Beteiligten für diese vielfältigen Angebote bedanken!
Ohne ihre aufopferungsvolle Arbeit wäre Wolgast um vieles ärmer!
Ich habe immer freundliche Hilfe, ein offenes Ohr und auch viel Geduld erfahren.
Ich wünsche mir auch in den Zeiten klammer Stadtkassen ein Fortbestehen unserer Bibliothek!
Herzlichst, Ute Just